Ton In Ton (mit "Sweet Prickles") - "KlangZauber"
Altweilnau, Februar 2008

Musik, die Bilder im Kopf zaubert
Taunus Zeitung 27.02.2008 (uko)
Konzert „KlangZauber“ in der evangelischen Kirche Altweilnau
mit „Ton In Ton“ und den „Sweet Prickles“

Können Klänge zaubern? Zumindest suggerierte dies der Titel des Konzertes am Sonntag in der evangelischen Kirche. Die Gruppe Ton In Ton und das fünfköpfige Frauenensemble Sweet Prickles versetzten ihre Zuhörer auch immer wieder in weit entfernte Länder.
Der Kultur- und Förderverein Burg Altweilnau hatte zum Erlebnis der anderen Art eingeladen. Bereits vor drei Jahren war die Percussion-Gruppe schon einmal in Altweilnau gewesen. Wer die damalige Klangreise mitgemacht hatte, der hatte nun am zweiten Termin einen großen Vorteil: Die Gäste konnten sich ganz den Klängen von Buk, Schalmei, Hang, indischem Harmonium und all den anderen Instrumenten hingeben und so einen zum Teil mystischen Zauber erleben. Schwerer hatten es die „ Neulinge“, denn sie konnten ob der Vielfalt und der Fremdartigkeit der Spielgeräte kaum die Augen schließen, um sich auf das Hören zu konzentrieren.
„Welche Bilder man bei unserer Musik sehen kann, liegt am Zuhörer und seiner Erfahrung, die er schon mit Musik gemacht hat“, erklärte Andreas Mlynek, Kopf der Gruppe. Da die selbst entwickelten Stücke in der Regel keine Namen haben, blieb für die Fantasie jedes Einzelnen denn auch genügend Spielraum. Als jedoch das über einen Meter große „Regenrohr“ zum Einsatz kam, konnte sich wohl kaum jemand des Eindrucks erwehren, dass gleich das kühle Nass von oben kommen wird. Rauschen, dicke Tropfen, die gegen die Scheiben klatschen – ein traurig-schaurig-verregneter Tag, nur eines der herbei gezauberten Bilder.
Emsig und beschwingt, fast schon hektisch, ging es kurz vor der Pause zu. Ausnahmsweise hatten die Musiker diesem Stück den Namen Vietnamesischer Pausenwirbel gegeben. Gespielt wurde lediglich auf einer Flöte, einem Bambusxylophon, das eher nach einer Hängebrücke aussah, und auf hölzernen Treppenstufen, so genannten Wooden-Blocks. Reisfelder, Bauern, die emsig ihrer Arbeit nachgehen, gleißendes Sonnenlicht, Schweißperlen auf der Stirn – das war so ein Bild.
Erfrischend waren immer wieder die Sweet Prickles, die mit ihren fünf klaren Stimmen in internationale Gefilde entführten. Schlaflieder aus England und Spanien, das berühmte „Amazing Grace“ und „As Tears Go By“ wurden in ganz eigener und teilweise humoriger Form vorgetragen. Für Lacher sorgte der Sneezing-Song, das passende Lied zur Grippezeit. Auch wer kein Englisch beherrschte, konnte heraushören, das viele Kleenex gebraucht wurden, alle nach Hühnerbrühe verlangten und bettelten „Call My Mother, I’m Feeling Sick“. Heike Pflüger, Bettina Imhof, Ulla Wulff, Martina Kuth und Lea Schrodt wissen durch Stimme, Gestik, Mimik und Choreographie zu begeistern, und die Zuhörer dankten dies mit viel Applaus.
Ein besonderer Genuss war das Stück „In Rio auf dem Fischmarkt um 6 Uhr morgens“, das Ton In Ton und das Frauenensemble gemeinsam spielten. Die Stimmen wurden lediglich als Ton-Instrumente eingesetzt. Es wurde gegähnt, gejauchzt, geseufzt, und so hatte der Zuhörer das Gefühl, inmitten des Fischmarktes zu stehen, wo sich alte Weiber dem lautstarken Getratsche und heimlichen Getuschel hingeben, wo laut von Stand zu Stand diskutiert wird, sich Freunde plötzlich wiedersehen und einander laut lachend in die Arme fallen. Ein äußerst gelungenes Stück, das Lust auf mehr machte.

KlangZauber08
Heinz Hoffmann spielt vorwiegend die alten Saiten- und Blasinstrumente wie die Drehleier, während Andrea Görz meist an den Schlaginstrumenten steht.(Foto: Konder)

Erdverbundene Sphärenmusik "Klangzauber" in der evangelischen Kirche in Altweilnau
Usinger Anzeiger 01.03.2008 (ek)
- Harmonie der Klänge mit "Ton In Ton" und "Sweet Prickles"
Himmlischer Sphärenmusik gleich, oft verschmolzen mit erdverbundenen pulsierenden Rhythmen, zauberten die sechs Musiker mit außergewöhnlichen Instrumenten faszinierende Klangerlebnisse. Auch der klare Gesang von fünf Frauenstimmen nahm den ganzen Raum ein und und legte sich wie ein Zauber über die andächtig zuhörenden Besucher. "Klangzauber" hieß das Konzert des veranstaltenden Kultur- und Förderkreises Burg Altweilnau in der evangelischen Kirche in Altweilnau mit "Ton In Ton" und den "Sweet Prickles". Instrumentaler Klangzauber und A-cappella-Gesang standen unter der musikalischen Leitung von Andreas Mlynek. Beide Formationen spielten und sangen in einer Uraufführung zum ersten Mal auch zusammen. Sehr zur Freude von Karin Müller, der Vorsitzenden des Kultur- und Förderkreises, widmete "Ton In Ton" die Improvisation "Altweilnauer Becken" der gastgebenden Ortschaft. Von dort nahmen die Musiker die Zuhörer mit auf eine Klangreise ins Land der Musik, ließen sie die Harmonie der Klänge, die Macht der Trommeln und die Freiheit der Improvisation erleben.
Wie Mlynek in der Pause erklärte, sind alle Stücke von "Ton In Ton" frei improvisiert. Auf Instrumenten aus allen Ländern der Erde spielten die Musiker über sämtliche Grenzen hinweg. Basis seien die in fast allen Kulturen bekannten Pentatoniken. Als Perkussionsinstrumente kamen unter anderem die Udu, eine Trommel aus gebranntem Ton in Form einer Vase oder ein lateinamerikanischer Cajón, ein aus Holz bestehender Quader mit einem Resonanzloch zum Einsatz. Wie ein umgestülpter Wok sah der aus der Schweiz stammende genau stimmbare Präzisionsnachbau der Steeldrums aus, die in der Karibik aus ausgedienten Fässern hergestellt werden. Klangschalen oder unvorstellbar große Klangscheiben und Gongs ließen die Töne lange schwingen, während Blasinstrumente und Xylofone einsetzten oder das schon im alten Griechenland bekannte Monochord. Dessen Saiten sind alle auf einen Ton gestimmt, so dass die Obertöne zu hören sind, und der Eindruck entsteht, als ob jemand singt. Der Saxofonist blies auch auf der aus dem Mittelalter bekannten Schalmei oder ließ die Drehleier ertönen. So erlebten die Besucher ein Klangwunder nach dem anderen. Immer wieder spiegelten die Musiker ihre Stimmungen wider, traten mit kurzen Themen oder Harmonien in den Dialog während pulsierende Rhythmen vorwärts trieben Wenn manche Stücke ganz behutsam ausklangen, dann war zum Schluss sogar die Stille zu hören. Der meditative, bisweilen volkstümliche Charakter der Musik machte es leicht, sich auf diese Musik einzulassen, sich zurückzulehnen, zu genießen und träumen, etwa in dem Maß, wie die Musiker sich die Freiheit der Improvisation nahmen.
Ebenso reizvoll wie die sphärischen Klänge von "Ton In Ton" war der eher weltliche Gesang der "Sweet Prickles", mit ihren wunderbaren Stimmen, die für ihre ausgefallenen Versionen von Swing, Jazz, Pop, Gospels oder Traditionals besonders viel Applaus erhielten. Höhepunkt war ohne Zweifel ihre Interpretation von Amazing Grace, in der sie auch als Solistinnen brillierten. Stimmsicher wie die quirligen und ausdrucksstarken Sängerinnen waren, konnten sie sich auch so manchen musikalischen Spaß erlauben und sich im gemeinsamen Auftritt mit den Musikern zum Schluss auch noch einmal die Freiheit der gesanglichen Improvisation nehmen. Ihre Zugabe "Yes Sir" sangen sie immer in dem Tempo, wie es das imaginäre Abspielgerät (Grammofon) gerade zuließ, bis es seinen Geist aufgab.

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