"Klangreisen" - Altweilnau 6.4.2014

Ton in Ton Klangreisen

Usinger Anzeiger, 8.4.2014:
KONZERT Das Ensemble „Ton in Ton“ verzaubert in der Kirche von Altweilnau
ALTWEILNAU - (cju). Ungewöhnliche Instrumente bevölkerten den Altarraum der evangelischen Kirche, und das Publikum war hochkonzentiert bei der Sache. Andreas Mlynek und seine Musikerkollegen von „Ton in Ton“ schickten sich an, die Gäste auf eine ungewöhnliche Reise mitzunehmen.
Denkt man an Konzert, so fallen einem automatisch Dirigent und Noten ein. Auch die Musikinstrumente, die zum Einsatz gebracht werden, sind bekannt. Beim klassischen Konzert will man Klarinette, Fagott und Geige, beim Jazz verlangt es nach Saxofon, bei „U-Musik“ will man Gitarre, Keyboards und Schlagzeug haben.
Bei „Ton in Ton“ kriegt man weder das eine noch das andere. Und das ist auch gut so.
Mit den vielschichtigen Instrumenten, besonders auffällig sind die großen Gongs, die an einem Gestell hängen, sowie eine überdimensionale Trommel, die sich in einem anderen Gestell befindet, geht es erst sanft, dann fordernd zur Sache. Die Musiker, neben Mlynek sind es noch vier weitere, haben weder ein Notenblatt vor der Nase noch einen Dirigenten, der das Ganze zielführend leitet. Nein, hier geht es anscheinend „frei nach Schnauze“ – und es klingt himmlisch.
Leicht und tanzend, fast schwebend die ersten dunklen Töne aus einer Trommel, deren Halbkugel im Wasser versinkt. Dann vereinzelte Töne von einem Metallinstrument, weitere Klänge addieren sich und mit der Querflöte kommt eines der wenigen Instrumente, die landläufig bekannt sind, zum Einsatz. Es hat etwas Meditatives, was hier geboten wird, und die Gäste haben das schnell begriffen – viele sitzen mit geschlossenen Augen in den Kirchenbänken und lassen den verwobener werdenden Klangteppich auf sich einwirken.
Mit einem Instrument, welches nur einen Ton „kann“, diesen aber variiert zu Gehör bringt, geht es weiter. Ergänzend kommen Trommeln dazu, gibt es weitere Klangeinspritzer in das Musikstück. Während die Trommeln stärker und fordernder werden, kommen noch Einsätze von den verschieden großen Klangschalen hinzu.
Es ist zweifelsohne eine Kunst, die sich da vor den Augen und Ohren des Publikums in der Kirche offenbart – und als solche kaum zu toppen. Sanft gegen grob, hart gegen weich, zögernd gegen heranbrechend – vielschichtig und ansprechend zugleich war dieser Konzertabend. Die Freundschaft und das Vertrauen zwischen den Künstlern waren zum Greifen nahe – so intensiv und dennoch unaufgeregt spielten sie ihre Instrumente.
Am Ende großer Applaus für eine wirklich gelungene Darbietung.

Usinger Anzeiger 08.04.2014

Taunus-Zeitung, 19.04.2014 (Evelyn Kreutz):
Klangreise für Zuhörer

Die Musiker von „Ton in Ton“ erreichten über das Ohr die Seele.
Während ihrer Klangreise durften die Zuhörer schließlich auch ein Stück sich selbst entdecken.
Die Musiker von „Ton in Ton“ luden zu einer faszinierenden Klangreise ein. Foto: Kreutz
Altweilnau.  Während des Abendläutens eilten noch Konzertbesucher zur evangelischen Kirche in Altweilnau, nichts ahnend, dass das Konzert eigentlich schon begonnen hatte. Jedem Glockenschlag konzentriert nachhorchen, die Schwingungen irgendwo in der Bauchgegend fühlen, das allein war schon ein besonderes Erlebnis. Als der Klang des Kirchengeläuts immer leiser wurde, bis kaum noch etwas zu vernehmen war, mochte sich der eine oder andere Besucher fragen: Kann man auch die Stille noch hören?
In diese Stille hinein, sachte mit ihr verschmelzend, setzte Andreas Mlynek im gleichförmigen Takt zunächst ganz zart zwei dumpfe, tiefe Schläge im Wechsel mit zwei hellen, hohen Schlägen eine Art Puls. Den griffen nach und nach Monika Barth, Hartmut Batzdorff, Heinz Hoffmann und Jürgen Weiß auf. Rhythmus und Lautstärke wurde fordernder, die Klangfarben berührten sich in einem harmonischen Geflecht ohne wirklich Melodie zu sein. Wie eine Welle, die ihren Scheitel erreicht hat, ebbte alles wieder ab, schwebte der Stille entgegen. Ob die Musik von „Ton in Ton“ improvisiert oder komponiert ist, fragten sich manche Zuhörer. Mlynek beschrieb es so: „Wir verabreden nur, wo wir anfangen, wie es dann endet, sehen oder besser hören wir hinterher.“ Eine Reise ohne Ziel also? Oder ist es das Ziel, gemeinsam das Abenteuer Musik zu erleben? Im schier unendlichen Land der Musik und mit einer unglaublichen Vielfalt an Instrumenten aus allen Ländern der Welt und aus verschiedenen Epochen, regte „Ton in Ton“ mit der Freiheit der Improvisation die Zuhörer zur Freiheit der Interpretation oder einfach zur Meditation. Jeder durfte andere Bilder vor seinem inneren Auge entstehen lassen oder einfach bei sich selbst sein, wie es Marlene Böff vom veranstaltenden Förderkreis Burg Altweilnau in der Begrüßung formulierte.
Am Anfang stand immer ein Grundrhythmus, entsprechend dem Herzschlag, der Basis des Lebens ist. Die Klangfarbe bestimmten Musiker durch die spontane Auswahl der Instrumente. Neben dem Nachbau eines Monocords, das schon im antiken Griechenland gespielt wurde, kamen Trommeln und Rasseln aus den unterschiedlichsten Kulturen zum Einsatz, Klangschalen und Gongs in allen Größen und damit Frequenzen, ein riesengroßes Xylophon, aber auch klassische Querflöte und Klarinette oder elektronische Instrumente aus der Rockmusik. Das wohl einfachste Instrument war die Kalebasse. „Die getrockneten Flaschenkürbisse dienen in Afrika als Salatschüssel oder eben als Trommel, man könnte genauso gut eine Plastikschüssel benutzen“, meinte Mlynek. Letztlich war da auch noch die menschliche Stimme, und mit der als Rhythmusinstrument durften dann auch die Besucher mitmachen. Zum Sprechgesang der Musiker trugen sie zu dem Hit „Marmor Stein und Eisen bricht“ mit ihrem „Dam, Dam“ den Takt mit, den Mlynek vorgab.
Ohne Einsatz der Musiker setzte das Publikum nach einem musikalischen Erlebnis, das viele so schnell nicht vergessen werden, zu einem nicht enden wollenden Schlussapplaus ein. Eine Zugabe hatte „Ton in Ton“ natürlich vorgesehen, aber wie alle anderen Stücke nicht im eigentlichen Sinn vorbereitet. Auch hier blieb das Ende offen, das aufeinander hören und miteinander etwas entwickeln und dabei die Zuhörer mitnehmen stand im Mittelpunkt.Die Musiker von „Ton in Ton“ luden zu einer faszinierenden Klangreise ein.  Foto: Kreutz

zurück